verfasst: 20. Dezember 2023
Die Landwirtschaft ist einer der wichtigsten Sektoren der Welt. Sie produziert eine breite Palette von Nutzpflanzen, Obst und Gemüse für den menschlichen Verzehr und als Tierfutter. Bei Ernte, Verarbeitung und Verpackung entstehen jedoch große Mengen an Abfall. Nach Angaben der Ernährungs- und Landwirtschaft- sorganisation (FAO) wird jährlich etwa ein Drittel der weltweit produzierten Lebensmittel verschwendet, oft sogar verbrannt, hauptsächlich in der Nacherntephase. Dazu gehören Reste wie Stängel, Halme, Blätter und Samenschoten sowie Verarbeitungs- rückstände wie Schalen, Samen, Wurzeln, Bagasse und Melasse.
Aber landwirtschaftliche Abfälle können nicht nur für Kompost verwendet werden. Biokunststoffe, eine Art von Kunststoff, der aus erneuerbaren Biomassequellen wie Pflanzen und nicht aus fossilen Brennstoffen hergestellt wird, wurden als potenzielle Lösung für Verpackungsabfälle, Textilien, pflanzliche Lederalternativen und Farbstoffe identifiziert. Sie werden oft als umweltfreund- liche Alternative zu herkömmlichen Kunststoffen angepriesen, da sie angeblich biologisch abbaubar und kompostierbar sind.
Die Realität der biobasierten Kunststoffe und natürlichen Abbau- barkeit ist jedoch komplexer. Nicht alle Biokunststoffe sind gleich. Die Hälfte der 2 mio. T Biokunststoffe, die derzeit weltweit hergestellt werden, ist nicht biologisch abbaubar, die andere Hälfte nur teilweise und mit erheblichen Schwierigkeiten. Weniger als 40% der biobasierten Kunststoffe sind biologisch abbaubar.
Der Hauptvorteil biobasierter Kunststoffe besteht darin, dass sie aus landwirtschaftlichen Reststoffen wie Maisstärke oder Zuckerrohr hergestellt werden können, die nicht in Konkurrenz zur Nahrungsmittelproduktion stehen. Sie sollen einen geringeren CO2-Fußabdruck haben als herkömmliche Kunststoffe, da das gespeicherte CO2 der verwendeten Biomasse während des biologischen Abbaus wieder in die Atmosphäre abgegeben wird und nicht wie fossile Brennstoffe im Kunststoff gebunden bleibt. Trotz der potenziellen Vorteile ist die biologische Abbaubarkeit und Kompostierbarkeit biobasierter Kunststoffe nicht so eindeutig, wie es scheint. Damit ein Kunststoff wirklich biologisch abbaubar ist, muss er in natürliche Stoffe wie Wasser, Kohlendioxid und Biomasse zerfallen, ohne giftige Rückstände zu hinterlassen.
Eines der Probleme ist, dass häufig bestimmte Bedingungen für den biologischen Abbau benötigt werden, z.B. hohe Temperaturen und hohe Luftfeuchtigkeit, die in der natürlichen Umgebung nicht gegeben sind. Sie können auf Deponien oder im Meer nicht ab- gebaut werden und stellen somit eine Gefahr für die Umwelt dar. Biokunststoffe landen häufig im Restmüll und werden ver- brannt, weil es keine geeigneten Entsorgungsstrukturen gibt. Derzeit landen die meisten der in Europa verwendeten abbaubaren Kunststoffe in Müllverbrennungsanlagen.
Dennoch haben einige biobasierte Kunststoffe das Potenzial, biologisch abbaubar und kompostierbar zu sein, insbesondere solche aus pflanzlichen Materialien wie Zellulose und Stärke. Diese können von Mikroorganismen in einer Kompost-Umgebung abgebaut werden und hinterlassen kein schädliches Mikroplastik.
geschrieben von Lavinia Khalil
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